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"Das Alleinstellungsmerkmal und der Nutzen des Buches sind wichtig für uns als Verlag" - Interview mit Elvira Plitt von Haufe Publishing

27.07.2015

Für (künftige) Autoren ist es besonders wichtig zu erfahren welche Bücher es bei den Verlagen nach ganz oben auf den Stapel schaffen und welche Fehler es bei der Buchproduktion und -veröffentlichung zu vermeiden gilt.
In unserer Blog-Interview-Reihe sprechen wir mit Verlegern, Verlegerinnen, Programmleitern und Programmleiterinnen über alle Fragen rund um die Buchproduktion.
Die langjährige Erfahrung, die die text-ur text- und relations agentur Dr. Gierke als Kommunikations- und Marketingagentur in den Bereichen Ghostwriting, Corporate Publishing und der klassischen Buchproduktion sammeln konnte, geben wir mit den Informationen dieser Blogreihe gerne an Sie als (künftige) Autoren weiter.

Diesmal in der Interview-Reihe mit Verlegern und Programmleitern auf unserem Blog: Elvira Plitt von Haufe Publishing.

 

Elvira Plitt, Programmleiterin bei Haufe Publishing

Elvira Plitt ist seit acht Jahren bei Haufe Publishing als Programmleiterin und im Produktmanagement tätig. Der Verlag wurde 1951 in Freiburg gegründet und beschäftigt derzeit 1.470 Mitarbeiter.

Nach dem Abschluss eines Studiums der Literatur- und Politikwissenschaften hat Elvira Plitt zusätzlich Jura studiert und das erste und das zweite Staatsexamen erworben. Im Anschluss daran war sie in einer überregionalen Rechtsanwaltskanzlei als Juristin tätig. Nach dem Wechsel in die Verlagsbranche und Stationen als Redakteurin und Lektorin bei verschiedenen Fachverlagen ist sie seit 2007 bei Haufe Publishing und hat dort vor zwei Jahren die Programmleitung übernommen.

 

Dr. Christiane Gierke: Frau Plitt, als Programmleiterin von Haufe Publishing sind Sie eine zentrale Persönlichkeit im Buchwesen – Autoren, Buchagenten, Lektoren und Layouter, alle wenden sich an Sie, wenn´s ums Buch geht. Beschreiben Sie uns bitte mal die Szene: Wie sieht Ihr Büro, wie sieht Ihr Schreibtisch aus?

Elvira Plitt: Mein Arbeitsalltag ist meist abwechslungsreich und lange Phasen am Schreibtisch sind überschaubar. Einen großen Teil meiner Zeit verbringe ich in Arbeitsgruppen zu verschiedenen Verlagsprojekten, in Teammeetings und in Gesprächen mit Autoren und Kollegen. Wenn ich dann doch mal länger am Schreibtisch sitze, schaue ich direkt auf einen Wandkalender, der mit hilft, die wichtigsten Termine immer im Blick zu haben. Abgesehen von einer Auswahl unserer aktuellen Buchneuerscheinungen versuche ich, Papierstapel in meinem Büro möglichst zu vermeiden. Als besonderer Pluspunkt ist noch der Alpenblick zu nennen, den ich hier bei guter Wetterlage direkt vom Bürostuhl aus genießen kann.

Wo entwickelt sich Haufe Publishing thematisch weiter hin?

Elvira Plitt: Der inhaltliche Focus unseres Programms liegt auf praxisorientierten Publikationen für unsere Kernzielgruppen im Bereich Human Resources, Management, Marketing & Vertrieb und Immobilien. Starke Themen sind und bleiben die Persönlichkeits- und "Soft Skills"-Themen, aber auch einzelne Fachthemen aus dem Bereich Management sind erfolgreich. In unserem HR Programm haben wir aktuell einige Buchprojekte mit hochkarätigen Experten als Autoren verwirklicht, so z.B. im Herbst ein Buchprojekt mit Thomas Sattelberger zum Thema „Demokratie im Unternehmen“. Von den Formaten her werden E-Books, Apps und weitere digitale Aufbereitungsformen immer wichtiger für unsere Neuproduktentwicklung.

WER ist der/die typische Haufe-Lexware-Leser/Leserin? Auf wen müssen Autoren mit ihren Themen zielen, wem Nutzen bringen?

Elvira Plitt: Wir richten uns mit unserem Programm gezielt an fachliche Leser aus den oben genannten Kernzielgruppen. Dabei bewegen wir uns mit unseren Aktivitäten im B-to-B-Bereich. Eine Ausnahme bildet hier lediglich unsere am Markt sehr gut eingeführte Reihe „Taschenguide“, die sich an Endkunden wendet.

Was muss ein Exposé, eine Buchidee heute mitbringen, um zu Haufe-Lexware zu passen? Was erwarten SIE von einem sehr guten Exposé, das es schonmal nach ganz oben auf Ihren Stapel schafft?

Elvira Plitt: Wichtig ist ein klarer USP, der auf den ersten Blick aus dem eingereichten Exposé ersichtlich wird. Also die Antwort auf die Frage, worin sich das geplante Buch von der Konkurrenz unterscheidet und was das Projekt so besonders macht. Genauso entscheidend ist eine eindeutige Orientierung der Buchidee auf eine unserer Zielgruppen. Ein Buchprojekt, das für jeden gleichermaßen interessant ist, lässt sich nur schwer vermarkten. Neben einer Kurzbeschreibung des geplanten Projekts erwarten wir eine Gliederung bzw. ein Inhaltsverzeichnis und ein Probekapitel. Thematisch ist für uns wichtig, dass mit dem Buchprojekt aktuelle Trends des jeweiligen Fachgebiets aufgegriffen werden.

Umgekehrt: Welche Fehler machen Autoren oft/immer wieder?

Elvira Plitt: Häufig unterschätzen Autoren den Schreibaufwand, der mit der Erstellung eines Fachbuchs verbunden ist. Vor allem unerfahrene Autoren glauben manchmal, dass sie ihr Buch mal eben über die Weihnachtsferien niederschreiben können, da das fachliche Wissen ja nur im Kopf abgerufen werden müsse. Unserer Erfahrung nach ist hier weitaus mehr Zeit und eine gründliche Planung erforderlich. Ebenfalls wichtig ist es, sich schon vor der Einreichung einer Buchidee genau über das Verlagsprogramm zu informieren, um so in Erfahrung zu bringen, ob das Manuskript überhaupt zum jeweiligen Verlag passt.

Wie sieht die tatsächliche „Annahmequote“ bei Haufe-Lexware aus?

Elvira Plitt: Die Titel, die wir letztlich dann in unser Programm aufnehmen, stammen tatsächlich nur zu einem kleinen Teil aus den bei uns eingesandten Vorschlägen. Wobei dabei auch stets solche Themen sind, die bereits auf den ersten Blick nicht in Frage kommen, da sie nicht ins Verlagsprofil passen.

Was ist für einen potenziellen Autor im Sachbuchbereich besser: mit einem Verlagsagenten zu arbeiten – oder sich selbst zu kümmern?

Elvira Plitt: Wir haben mit beiden Wegen viel Erfahrung. Die Zusammenarbeit mit einer Agentur hat den Vorteil, dass viele wichtige Fragen bereits im Vorfeld des Buchprojekts geklärt werden können. Ein Vorteil für die Autoren ist, dass eine gute Agentur in den Verlagen die Ansprechpartner persönlich kennt und daher weiß, zu wem eine Buchidee passt.

Als Programmleiterin des Verlages haben Sie eine große Verantwortung: Auf Basis dessen, was Sie an Autoren und Buchtiteln „eingekauft“ haben, entscheidet sich ja dann in dem jeweils nächsten halben bis ganzen Jahr, wie „gut“, wie „marktbeliebt“ die jeweils nächsten Buchprogramme ankommen und sich verkaufen; also die wirtschaftliche Basis des Verlages. Aus der Helikopterperspektive: Nach welchen Kriterien stellen Sie die Buchprogramme zusammen?

Elvira Plitt: Wichtig ist für unser Programm das Alleinstellungsmerkmal des geplanten Buchprojekts und der Nutzen, den der Titel dem Leser bietet. Das Buch sollte aktuelle Trends aufgreifen, die gerade in der Zielgruppe diskutiert werden oder sich mit maßgeblichen rechtlichen Änderungen beschäftigen. Letztlich entscheidend ist die inhaltliche Qualität, bei der wir hohe Ansprüche stellen. Auch das Fachwissen und die Multiplikatoren-Wirkung des Autors spielen eine nicht zu unterschätzende Rolle bei der Aufnahme in unser Programm. Außerdem geht es natürlich darum, wie ein Titel in das bereits bestehende Umfeld bei Haufe passt und wie die Konkurrenzsituation zum jeweiligen Thema aussieht.

Wie lange im Voraus stellen Sie die richtige Mischung sicher?

Elvira Plitt: Hier denken wir weit im Voraus und planen unsere Publikationen für die nächsten zwei bis drei Programmstaffeln somit also mindestens für die kommenden anderthalb Jahre. Einzelne besonders attraktive Projekte können aber selbstverständlich auch kurzfristig verwirklicht werden.

Wie weit schauen Sie dabei auch zurück (was war in den letzten Jahren ein wirtschaftlicher Erfolg oder Flop)?

Elvira Plitt: Auch wenn unser Blick in erster Linie zukunftsorientiert ist, werden die Erfahrungen aus früheren Buchprogrammen kontinuierlich gesammelt und ausgewertet. Dabei haben wir die letzten drei bis vier Jahre im Focus. Wir schauen genau, welche Themen sich etablieren konnten und welche eher singuläre Randphänomene geblieben sind.

Die Verlagsszene ist eng vernetzt und gut informiert: Ehrlich: Wie weit schielen Programmleiter aller Verlage auch in die Vorschauen, in die Flops und Tops der Wettbewerber?

Elvira Plitt: In der Verlagsszene gehört der Blick auf die Konkurrenz und ein Besuch der Kollegen auf der Buchmesse ebenso dazu, wie die Lektüre der Verlagsvorschauen und die Einschätzung der Verkaufszahlen über die GFK.

Was ist Ihre „Digitalstrategie“, wie stellt sich der Haufe-Verlag für die technologische Zukunft weiter auf?

Elvira Plitt: Hier möchte ich für den Fachbuchbereich von Haufe antworten. Bei uns steht die Entwicklung und der Ausbau digitaler Produktformen klar im Focus. Neben der Anreicherung unserer Fachbücher mit nutzwertigen und interaktiven Arbeitshilfen, auf die der Buchkäufer online Zugriff hat, sind vor allem unsere aktuellen Produktentwicklungen im E-Book Bereich zu nennen. Hier haben wir mit den digitalen Formaten „Short E-Book“ und mit dem interaktiven „E-Book acitve“ neue Potentiale erschlossen. Auch die Möglichkeiten im Social Media Bereich rücken für uns immer mehr in den Focus. Wir sehen im Einsatz von Social Media ein wichtiges Marketinginstrument, das uns den Austausch mit unseren Lesern und eine Nähe zur Zielgruppe ermöglicht, die es so vorher nicht gab.

Verraten Sie uns, was „the next big thing“ aus Ihrer Sicht ist: welche Themen werden im Bereich Businessbuch/Managementbuch, Sachbuch/Ratgeber wichtig(er) werden?

Elvira Plitt: Ein wichtiger Trend ist aus meiner Sicht das Thema „Demokratie im Unternehmen“ und die damit einhergehende Mitbestimmung der Arbeitnehmer bei der Gestaltung ihres Arbeitsumfelds. Vor dem Hintergrund des Wettbewerbs um qualifizierte Arbeitskräfte gewinnt auch die Frage zunehmend an Bedeutung, was Arbeitgeber dafür tun können, um die eigene Attraktivität für Bewerber zu steigern. Hier ist allmählich ein Paradigmenwechsel vom Employer Branding hin zu einem umfassenden Ansatz unter dem Schlagwort „Employer Reputation“ sichtbar. Auch die verschiedenen Aspekte der fortschreitenden Digitalisierung bringen für Unternehmen vielfältige Möglichkeiten zur Weiterentwicklung.

Und zum Schluss natürlich die wahrscheinlich am meisten gestellte Buch-Frage: Welche 2-3 Titel – und höchstens einer davon darf aus dem eigenen Programm sein - aus dem Bereich Sach-/Fach-/Managementbuch haben Sie in den letzten Jahren am meisten inspiriert?

Elvira Plitt: Aus unserem eigenen Programm hat mir das Buch „Einfach genial entscheiden: Die 50 wichtigsten Erkenntnisse für Ihren beruflichen Erfolg“ gut gefallen. Der Autor Professor Hartmut Walz zeigt hier in amüsanter Weise, worauf es bei Entscheidungen ankommt und wie man sich selber davor bewahren kann, in Entscheidungsfallen zu tappen. Die Grundthese ist, dass Erfolg stärker von der Qualität der eigenen Entscheidungen abhängt als vom Arbeitspensum. Ein anderes Buch, das mich beeindruckt hat, ist "The Second Machine Age" von den US-Autoren Erik Brynjolfsson und Andrew McAfee. Sie werfen einen Blick in die Zukunft und zeigen am Beispiel der USA, wie die Digitalisierung die Wirtschaft, die Politik und die Gesellschaft weiter verändern wird.

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